Schmeicheleinheiten sind die neuen Streicheleinheiten. Wer einen Praise Kink hat, sehnt sich nach sanfter Lobpreisung, nach Anerkennung und verbaler Bestätigung. Mehr noch: Liebhaber dieser erotischen Spielart wollen mit Komplimenten und Kosenamen überschüttet werden. Ist das noch BDSM?
Praise Kink: Wenn bei Komplimenten die Knie schwach werden
Wer hört nicht gerne ein nettes Wort? Aber bekommst du von einem geflüsterten Kompliment weiche Knie und Gänsehaut? Liebst du den Gedanken, dich zu unterwerfen und für das brave Folgen von Anweisungen belohnt zu werden? Bei einem Praise Kink (Praise: englisch für „Anerkennung“ oder „Lob“) entsteht die sexuelle Erregung durch wertschätzende Worte und Gesten.
Andere Begriffe dafür lauten „Affirmation Play“ oder „Good Girl/Boy Kink“. Dabei überhäuft der dominante Part sein unterwürfiges „Opfer“ mit Komplimenten, netten Worten und anderen Arten von Lob. Im Idealfall gibt es bei (fast) jeder sexuellen Begegnung einen Austausch von Höflichkeiten, aber beim Praise Kink steht dieser Aspekt klar im Vordergrund.
Der Begriff geistert seit 1980 durch die Weiten der BDSM-Szene. Richtig Fahrt aufgenommen hat der Kink in den letzten Jahren über TikTok. Die notorisch prüde Plattform bannt üblicherweise alles, was nur einen Hauch Erotik versprüht – aber Witze über ausgebrannte Hochbegabte und sapiosexuelle Akademiker mit Praise Kink sind selten sexuell explizit.
Besonders empfänglich sind Menschen, die im Alltag wenig Anerkennung für ihre harte Arbeit bekommen. Der Übergang zwischen sinnlichem Dirty Talk und einem ausgewachsenen Fetisch für schöne Worte ist fließend. Lösen diese Phrasen etwas in dir aus? Dann könntest du kinkier sein, als du dachtest:
- „Gut gemacht, Liebling.“
- „Du bist so ein gutes Mädchen / Junge / Rope Bunny / Spielzeug / Pet.“
- „Mach weiter, das fühlt sich toll an.“
- „Ich weiß, dass du das aushalten kannst.“
- „Du bist wunderschön, wenn du unter mir liegst.“
- „Good Job, Baby.“
- „Das ist der perfekte Blowjob, mach weiter!“
- „Wow, du hältst das Spanking so gut aus, ich bin stolz auf dich.“
- „Ich kann es kaum erwarten, dich allen zu präsentieren.“
Sanfte Kinks und BDSM ohne Schläge: Wie geht das?
Ausgedehnte Lobpreisungs-Orgien sind für den Empfänger ein wenig peinlich oder sogar unangenehm. Diese Form der Demütigung ist ein Merkmal einer dominant-devoten Machtdynamik – das macht Praising zu einer Facette von BDSM.
Body Worshipping und erotische Schmeicheleien gibt es im BDSM-Kontext normalerweise andersherum: Der unterwürfige Part verehrt seine Domina oder den Meister als Zeichen der Hingabe, inklusive Stiefellecken, um den Schuhfetisch zu triggern. Es scheint widersinnig, dass eine sanfte, liebevolle Spielart in denselben Kosmos gehört.
Tatsächlich gibt es einige Kinks und Fetische, die nichts mit dem düsteren Image von SM-Studios und Fetisch-Sex zu tun haben. Bondage ist das beste Beispiel: Shibari ist eine Mischung aus Kunstform und Kink. Gentle Femdom ist eine Art, um weibliche Dominanz zu leben. Wer Domina werden will, muss nicht in Lack und Leder gekleidet Befehle bellen, sondern kann liebevoll führen.
Andersherum gilt dasselbe: Nicht jede devote Person steht auf Beleidigungen und Impact Play. Wer sich freiwillig unterwirft, gibt die Macht und Kontrolle an eine andere Person ab. Das kann sich befreiend anfühlen – ganz ohne harten Sex.
In der Praxis verschmelzen die unterschiedlichen Pfade der Erotik miteinander. Jeder Mensch hat eine kleine Sammlung von individuellen Vorlieben, die sich im Laufe des Lebens verändern und verschieben können. Ein Praise Kink kann ein Einstieg in die Welt von BDSM sein – oder es ist eine nette Ergänzung, wenn du als Online-Domina bei MyDirtyHobby* die zarten Töne anschlagen willst.
