Die Nachfrage nach Pornographie ist größer denn je, der Zugang immer leichter. Was heißt das für Jugendliche und welche Verantwortung haben Pornodarstellerinnen?
Diese Reportage behandelt unter anderem auch das Thema Pornosucht. Wenn du unter deinem Pornokonsum leidest, kannst du dich zum Beispiel an die folgende Stelle wenden, natürlich auch anonym:
Weißes Kreuz: Süchtig nach Porno?
Eine weitere Meinung zu Thema Sexsucht von Kulturwissenschaftlerin @Madita Oeming, zu lesen hier:
VICE: Pornosucht ist eine Erfindung von Medien, Kirche und Selbsthilfe-Industrie.
(Das weiße Kreuz wurde hier als Anlaufstelle angegeben, da es sich um die, unserer Meinung nach, seriöseste Einrichtung handelte, die wir finden konnten.)
Dieser Frage geht die neue Sat.1 Reportage „Alles Porno, alles easy?“ auf den Grund.
Auf keinen Fall fehlen darf dabei Pornodarstellerin und Webcamgirl Vika Viktoria, selbst Mutter dreier Kinder.
Aber wie funktioniert der Spagat zwischen Porno und Familie denn nun und was sagt Sohn Ronny (17) dazu? Wir verraten schon mal so viel: Ein schalldichter Raum darf in diesem Haushalt nicht fehlen.
Aber auch Sohn Ronny geht pragmatisch mit dem Beruf seiner Mutter um.
„Für mich ist das ein Beruf wie jeder andere“
sagt der 17-Jährige. Schämen bräuchte man sich dafür nicht.
Die Amateur-Pornobranche boomt, das bringt auch immer mehr junge Frauen, mit „bodenständigen“ Berufen in die Branche. Das zeigt auch Hanna Secret. Die gebürtige Hamburgerin gab nach einem Jahr in der Pornobranche ihren Job als Krankenschwester auf, um sich ganz ihrem DirtyHobby* zu widmen.
Sie zeigt die wachsende Rolle der Social-Media auf. Pornodarstellerinnen sind mittlerweile auch immer mehr Influencerinnen, mit teils sehr großer Reichweite. Dies, so Kritiker, kann den Zugang zu Pornos für Jugendliche erleichtern.
Auch wenn auf Social-Media-Portalen wie Instagram kein pornographisches Material gezeigt werden und auch keine Werbung für Pornos gemacht werden darf.
Trotzdem finden sich auch in Hannas Postfach auf Instagram Nachrichten von Jugendlichen. Wie sie damit verfährt zeigt die 23-Jährige.
Aber auch in der Webcam haben Webcamgirls mit jungen Erwachsenen zu tun. Diese unterscheiden sich laut Hanna vor allem darin, dass sie deutlich unhöflicher sind als ältere Online-Besucher. Ein „zeig mal Titten“ sei normal.
Neben der Webcam ist der Pornodreh fester Bestandteil des Alltags deutscher Pornodarstellerinnen. Was es dabei zu beachten gibt und wie so ein Dreh vorbereitet wird zeigt Vika. Natürlich in den eigenen vier Wänden.
Aber leidet das eigene Sexleben unter der Arbeit?
Auch hierzu bezieht die dreifache Mutter Stellung.
Anders kann dies bei Konsumenten sein. Pornosucht kann heutzutage nur schwer diagnostiziert werden, trotzdem gehen manche davon aus, dass die Anzahl der Süchtigen zunimmt.
Wie Betroffene und Angehörige diese Sucht empfinden, zeigt Jeramy. Er verlor durch den täglichen Konsum von pornographischem Material fast seine Familie.
Der Druck auf die eigene Partnerin kann steigen, die Anforderungen sich ungewollt erhöhen. Damit einhergehende Selbstzweifel und mangelnde Befriedigung können eine Beziehung schwer belasten.
Mittlerweile leitet Jeramy eine eigene Selbsthilfegruppe, in der er anderen Männern hilft, die unter ihrem Konsumverhalten und den eventuellen Folgen leiden.
Aber auch Jugendliche, so die Meinung, können Folgen durch zu frühen Pornokonsum davontragen. Kindern und Jugendlichen fehle die Fähigkeit Bilder und Videos einzuordnen.
Die wissenschaftlichen Meinungen und Thesen gehen bei diesem Thema teils weit auseinander. Wir haben euch hier mal einen Artikel der Einrichtung Profamilia verlinkt, in dem unterschiedliche Meinungen aufgeführt sind.
ProFamilia: Wie nutzen Jugendliche Pornografie und was bewirkt sie?
Anmerkung: Prof. Dr. Henner Ertel, dessen Studie hier zitiert wird, sorgte 2008 durch gefälschte Studien und einen erlogenen Titel für aufsehen.
Gerade durch eigene Smartphones wird Jugendlichen der Zugang zu Pornos enorm erleichtert.
Häufig stehen sie mit dem gesehen alleine da. Aber was ist nun besser? Ein Verbot von Pornos, oder eine bessere Aufklärung von Jugendlichen? Diese Frage stellt Sat.1 auch Passanten in der Kölner Innenstadt.
Die Antworten unterscheiden sich dabei teils stark.
Aber was sagen die Darstellerinnen selbst? Vika Viktoria bezieht Stellung zu dieser Frage.
Aufklärung empfindet sie als das A und O.
Jugendliche sollten sagen was sie möchten und sich vor allem Zeit lassen.
Auch Hanna Secret sieht in Aufklärung den sinnvolleren Weg.
Das „Projekt Liebesleben“ vom Kinderschutzbund bietet hierzu eine Anlaufstelle.
Jugendliche haben hier einen Raum, in dem sie sich über die Thematik mit Sexualpädagoge Alexander Daum austauschen können. Auch er hält ein Pornoverbot nicht für das Mittel der Wahl.
Pornos habe eine Faszination auf Jugendliche, deshalb würden sie aber nicht gleich süchtig werden.
„Pornos werden schon auch geguckt, aber nicht täglich“
so seine Erfahrung aus der Arbeit mit Jugendlichen.
Klar ist, ein flächendeckendes Pornoverbot, oder das völlige Abschirmen von Jugendlichen gegenüber Pornos ist nicht möglich.
Selbst wenn man alle legalen Anbieter, wie Pornhub und Co. Sperren oder zu härteren Kontrollen zwingen würde, gäbe es immer noch Seiten im Internet, die kein Impressum haben, keine Anschrift und hinter der keine offen einsehbare Firma steckt.
Was ist eure Meinung zu dem Thema?
Pornoverbot oder mehr Aufklärung für Jugendliche?